Charles Lindblom: Inkrementale Politik und ihre Vorteile

Der hier vorliegende Text ist im Rahmen meiner Klausurvorbereitungen im Wintersemester 2011/2012 für den Kurs “Einführung in die Verwaltungswissenschaft” im Modul 1.2b der Politik- und Verwaltungswissenschaften an der FernUniversität Hagen entstanden.

1959 veröffentlichte Charles Lindblom den vielbeachteten Artikel „The Science of Muddling Through“, der ein völlig neues Bild von Entscheidungsprozessen in Politik und Verwaltung präsentierte. Nach Lindblom orientieren sich die Entscheidungen am „Status quo“ und streben Veränderung nur in „kleinen Schritten“ an. Die Problemlösung erfolgt schrittweise mit den zur Verfügung stehenden Mitteln und konzentriert sich dabei nur auf die aktuellen gesellschaftlichen Missstände. Langfristig geplante Ziele gibt es nicht.

In dieser Reformstrategie sieht Lindblom auch viele Vorteile für die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung. Die inkrementale Politik geht davon aus, dass der Mensch nur begrenzt Informationen aufnehmen und speichern kann. Dies führt dazu, dass Probleme erst durch einen gewissen Grad der „Vernachlässigung“ analysierbar und somit lösbar werden. Aufgrund der Unkenntnis zukünftiger Entwicklungen prägt die heuristische Methode des „trial and error“ die schrittweise durchgeführten Entscheidungen, die sich nicht nur politisch sondern auch gesellschaftlich durchsetzen lassen. Da die Entscheidungsfindung im Inkrementalismus dezentral verläuft, können die vielen unterschiedlichen Interessen besonders in einer pluralistischen Gesellschaft berücksichtigt werden. Denn wie in der Wirtschaft entsteht durch geringfügige und voneinander unabhängige Veränderungen des „Status quo“ der gesellschaftlich gewünschte Optimalzustand.

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