Schumpeters funktionalistische Demokratietheorie

Der hier vorliegende Text ist im Rahmen meiner Klausurvorbereitungen im Wintersemester 2011/2012 für den Kurs „Strukturwandel der Demokratietheorien“ im Modul 1.2b der Politik- und Verwaltungswissenschaften an der FernUniversität Hagen entstanden.

Joseph A. Schumpeter (1883-1950) hat in seinem 1942 erschienenen Buch „Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie“ eine funktionalistische Demokratietheorie formuliert, die in der politischen Diskussion bis heute noch sehr lebendig ist.

In seinem Gegenentwurf zur klassischen Demokratie geht Schumpeter davon aus, dass ein eindeutig bestimmbarer Gemeinwille der Bevölkerung wie das volonté générale von Jean-Jacques Rousseau (1712-1778) überhaupt nicht existiert. Ganz im Gegenteil, es handelt sich dabei um einen durch Marketingtechniken fabrizierten Gemeinwillen. Außerdem unterstellt Schumpeter einem Großteil der Bevölkerung ein reduziertes Verantwortungsgefühl und hält diesen auch für zu unfähig und zu unwissend, um in der komplexen Welt der Politik die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Einzig und allein der Gang zur Wahlurne wird ihm noch zugetraut. Demokratie ist für Schumpeter deshalb auch nur eine politische Methode, in der die Bevölkerung durch einen Wahlakt die staatliche Ordnung in die Hände konkurrierender Parteieliten legt. Der Politiker ist als Unternehmer anzusehen, allerdings nicht mit dem Ziel der wirtschaftlichen Gewinnmaximierung, sondern mit dem Ziel durch möglichst viele Wählerstimmen die eigene Macht zu steigern.

Schumpeters Annahmen in seiner Konkurrenztheorie wie ein fehlendes politisches Interesse und eine geringe politische Beteiligung bei einem Großteil der Bevölkerung sowie ein nichtexistenter Gemeinwille sondern unterschiedliche wirtschaftliche und politische Interessen, die die Gesellschaft spalten, sind auch im 21. Jahrhundert aus der politischen Diskussion nicht wegzudenken.

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